Musikcritik von der Oberbayerisches Volksblatt Warum nicht schon eher?

Pianist Alessandro Taverna zu Gast bei Münchens Philharmonikern „Wir müssen zusammen Musik machen“ soll Lorin Maazel begeistert ausgerufen haben, nachdem er den Pianisten Alessandro Taverna 2009 in New York erlebt hatte.

An der Isar ist der 1983 geborene Italiener noch nahezu unbekannt. Bis jetzt, denn sein Debüt bei den Münchner Philharmonikern mit Prokofjews drittem Klavierkonzert, natürlich unter der Leitung von Maazel, hätte beeindruckender nicht sein können. Taverna fügte sich nahtlos in das Orchester ein, völlig mühelos gelangen ihm noch die virtuosesten Passagen des aberwitzig schweren Konzerts. Seine Finger fegten über die Tasten, und das mit unglaublicher Leichtigkeit. Ein erfrischender, technisch sehr präziser Prokofjew! So fragt man sich nicht erst bei der Zugabe, Guldas „Play Piano Play“ – ein jazziges Stück wie ein Perpetuum mobile –, warum Taverna nicht schon viel früher in München gespielt hat.

Die anderen Programmpunkte der ersten Konzerthälfte konnte da nicht recht mithalten: kurzweilig, aber irgendwie ohne rechte Aussage Sibelius’ „Valse triste“. Die spontan eingeschobenen vier Tänze aus dem Ballett „Der Dreispitz“ von Manuel da Falla waren hoffentlich nicht mehr als eine verspätete Generalprobe für das Gastspiel im Musikverein Wien, zu viele Ungenauigkeiten und falsche Töne machten daraus keinen Genuss. Grandios der Abschluss, Schumanns vierte Symphonie, durch die Maazel sein Orchester umsichtig lotste. Unruhig vorwärts drängend im ersten Satz, eine aufblühende Melodik in der Romanze, die von den hochkonzentrierten und lupenrein intonierenden Holzbläsern profitierte. Maazel entlockt den Philharmonikern einen stimmigen Schumann, der mal rockt, mal ganz romantisch verträumt klingt – eine interessante Mischung und ein solides Konzert.

anita svach

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