Die Münchner Philharmoniker, Lorin Maazel und Alessandro Taverna im Musikverein

Alter Tänzer, junger Stürmer

Wien – Die Münchner Philharmoniker, ihre Chefdirigenten: Als Andante tranquillo kann diese Beziehung in den letzten Jahren nur abschnittsweise beschrieben werden. Christian Thielemann schied 2011 unter dissonanten Klängen. Und Valery Gergievs Präsentation als Chefdirigent (ab 2015) wurde von Protesten begleitet – ob dessen positiver, dann ins Nichtssagende korrigierter Stellungnahme zu Putins Homosexuellengesetz.

Zwischen dem Schwergewicht im Repertoire der deutschen Romantik und dem russischen Kraftkerl mit den Flatterfingern holten die Münchner für drei Saisons Lorin Maazel aus seinem Ruhestand als Chef, gemeinsam gastierte man im Musikverein.

Mit symphonischer Folklore wurde eröffnet: Manuel de Fallas 2. Suite aus der Balletmusik Der Dreispitz. Das Stück muss früher zu den klassischen Bravourstücken gehört haben, vor einem halben Jahrhundert, als jederfrau und jedermann noch nicht pauschal und persönlich auf die iberische Halbinsel reisen konnte, sondern nur sehnsuchtshalber in Konzertsälen und Schlagerwelten. Maazel präsentierte die stolzen spanischen Rhythmen mit französischer Eleganz. Toll dann Alessandro Tavernas Interpretation von Prokofiews 3. Klavierkonzert: stürmisch, straff, konzentriert, aber nie dreschend die Laufpassagen, versonnen-melancholisch die Seitenthemen. Schade, dass sich der Steinway-Flügel als etwas durchsetzungsschwach erwies. Eine gekonnt überdrehte, jazzige Gulda-Toccata als Zugabe entfachte feurige Begeisterung.

Bei Sibelius’ 2. Symphonie setzte Maazel auf Üppigkeit, die Münchner prunkten mit einem tadellosen Blech, kräftigen Holzbläsern und sattem Streicherklang. Insgesamt zeigte sich aber auch, dass sie zurzeit das außerordentliche Niveau des BR-Symphonieorchesters nicht erreichen – hier kann Mariss Jansons Erfahrung und Vitalität ausgeglichener mischen. (end, DER STANDARD, 1./2.3.2014)

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